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Das wahre Selbst von Alice Miller hätte ihren Sohn bei diesem schwierigen Buch unterstützt

Es ist ungemein schmerzlich, Martin Millers Buch zu lesen und die Auswirkungen wahnwitziger und mörderischer Verfolgung durch Nazideutschland auf das Leben von Alice Miller und das Leben ihres Sohnes wahrzunehmen. Mit großer Betroffenheit empfinde ich die Tragik der Selbstverleugnung, die Alice Miller — durch die deutsche Besatzung Polens, den virulenten Antisemitismus und den Zweiten Weltkrieg — als eine extrem destruktive Folter und lebenslange Belastung auferlegt wurde. Und mit großem Mitgefühl erlebe ich das Ringen ihres Sohnes, um seine Würde und Menschlichkeit aus einem Abgrund von Grausamkeit und Verrat zu retten, an dem er keine Schuld trägt, und in dem das wahre Selbst seiner Mutter verloren ging.

Martin Miller hat mit großem Einfühlungsvermögen die entsetzliche Geschichte seiner Mutter Alice Miller als einem Opfer von brutaler, konstant lebensgefährlicher, jahrelanger Verfolgung erforscht und geschildert. Dabei hat er ein wegweisendes Buch über die Auswirkungen von Kriegstraumata geschrieben, das deshalb so schockiert, weil seine Mutter als weltbekannte Kindheitsforscherin und erfolgreiche Schriftstellerin über die Ursachen und Folgen traumatischer Kindheitsbelastungen so vielen Menschen vertraut war. Alice Miller hat mit ihren Büchern unzähligen Lesern Unterstützung gegeben, neue Wege in der Therapie, im Leben und als Eltern zu wagen — dafür wird sie unzähligen Menschen, auch mir, unvergesslich in Erinnerung bleiben.

Es ist herzzerreißend, vom furchtbaren Leiden Alice Millers zu erfahren — und zugleich, wieviel schreckliches Leiden das für ihren Sohn Martin bedeutet hat. Er hat dieses Buch als Sohn seiner Mutter geschrieben, deren wahres Selbst ihn ermutigt hätte, seine Geschichte und Einsichten mitzuteilen. Alice Miller hat den Traumatherapeuten Oliver Schubbe von seiner Schweigepflicht entbunden; sie wollte also, dass wir von den Bürden ihres Kriegstraumas erfahren, welches sie selbst jedoch offenbar nicht weiter ansehen und bearbeiten wollte.

Beim Lesen dieser Biografie wird man unausweichlich mit der Vernichtung konfrontiert, die durch Nazideutschland und den zweiten Weltkrieg entfesselt wurde, wovon z. Bsp. auch Sandra Konrads Buch "Jeder hat seinen eigenen Holocaust": Die Auswirkungen des Holocaust auf jüdische Frauen dreier Generationen" ergreifend berichtet. Martins Biografie führt über das Werk seiner Mutter hinaus, weil er Kriegstraumata ernst nimmt. Es hat mir, auf einer höchst persönlichen Ebene, zutiefst die Augen für diese Traumata geöffnet und mir eindringlich die Verheerung bewusst gemacht, die sie in den Psychen und Leben der Betroffenen anrichten. Wir wissen heute, dass mehr Kriegsveteranen durch Selbstmord ums Leben kommen als Soldaten im aktiven Kampf. Dennoch wir fangen nur ganz allmählich an, die Zerstörungswut des Krieges auch auf die menschliche Psyche, noch Generationen später, wahr- und ernstzunehmen.

Martin Millers Buch hat mir geholfen, nicht nur meine eigenen Erfahrungen mit Alice Miller zu verstehen, sondern auch, dass ich gegen ihre tiefe Dissoziation, und das Verdrängen ihres schweren Kriegstraumas, machtlos war. Ich verdanke meiner Arbeit mit empathischen TherapeutInnen in den USA, dass ich die Wunde, die der Bruch mit Alice Miller in meiner Seele aufgerissen hatte, versorgen konnte. Die Offenheit und Ehrlichkeit ihres Sohnes haben mir jedoch nun die Wahrheit geschenkt, die ich allein nicht finden konnte. Ich bin Martin Miller so dankbar, dass er dieses mutige Buch geschrieben hat.

Seine Mutter — bzw. was manche ein "falsches Selbst", oder ich einen "Teil" von ihr nennen würde — suchte immer mehr die Bewunderung — nicht die Wahrheit. Vor allem in der Stettbacher Affäre wäre sie ihren LeserInnen und all denen, die sich so vertrauensvoll mit therapeutischen Fragen noch Jahre später an sie wandten, die ganze Wahrheit schuldig gewesen. Da geschah ein großer Verrat, begangen von zwei TherapeutInnnen, die um ihre Schweigepflicht wussten und sie brachen. Es war auch ein schwerer Verrat, begangen von einer Mutter — nicht nur an ihrem Sohn, sondern auch von Alice Miller an ihren LeserInnen. Hätten diese die Wahrheit, die uns nun Martin Miller schockierend und qualvoll berichtet, gewusst — dann wäre dieses unerschütterliche Vertrauen in Alice Miller gefährdet, vermutlich sogar gebrochen gewesen. Somit verdanken wir Martin Miller entscheidende Aufklärung über diese im Nebel der Bewunderung verborgene und beinah darin untergegangene Geschichte. Und ich persönlich verdanke dem Buch von Jennifer Freyd: "Blind to Betrayal" ein noch klareres Verständnis über die unheilvolle Rolle, mit der Verrat in menschliche Beziehungen eingreift und sie zerstört.

Manches hat mich nach dem Lesen dieses Buches noch lange verfolgt, u. a. dass Alice Miller als Kind, nach zwei glücklichen, befreienden Jahren in Berlin, ihr Leben dort aufgeben musste. Ihre ältere Cousine Ala sagt dazu: "Wäre Hitler nicht an die Macht gekommen, sie wäre mit ihrer Familie sicher nie mehr nach Polen zurückgekehrt." Wie anders wäre das Leben von Alice Miller verlaufen, wenn sie nicht dieser Hölle aus Todesangst, Verfolgung and Erpressung ausgeliefert gewesen wäre, die ihr Leben die nächsten zwölf Jahre immer grauenvoller beherrschen und quälen sollte. Martin Millers Biografie über das Leben seiner Mutter Alice Miller macht das unvergesslich und erschütternd klar und hat für mich tiefes Trauern gebracht. Martin Miller schreibt: "Je mehr sich meine Mutter anstrengte, den quälenden Geistern des Krieges zu entkommen, umso mehr manifestierte sich die Vergangenheit als gelebte Gegenwart. Und in den letzten Jahren ihres Lebens richtete sich diese Vergangenheit immer mehr gegen den eigenen Sohn." Das wahre Selbst von Alice Miller hätte das niemals gewollt, sondern hätte sich für die Wahrheit, einen offenen, ehrlichen Austausch und Bericht über ihr Leben, für dieses Buch und Aufklärung über Kriegstraumata eingesetzt.

 

© Barbara Rogers, October 2013

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At this time, Martin Miller's book "The True 'Drama of the Gifted Child.' The Tragedy of Alice Miller — How Repressed War Traumas Impact Families" is currently available in German:

Martin Miller: "Das wahre ,Drama des begabten Kindes'. Die Tragödie Alice Millers – wie verdrängte Kriegstraumata in der Familie wirken." Kreuz-Verlag, Freiburg, 2013. 176 Seiten, 17, 99 €.

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Caroline Fetscher: "Die Maske der Kinderrechtlerin" — Rezension zu Martin Millers Buch über seine Mutter Alice